67 5. Wanderungsbewegungen Die Entwicklung der Bevölkerung eines Gebietes wird nicht nur durch natürliche Bevölkerungsbe- wegungen, d.h. Geburten und Sterbefälle beeinflusst, sondern auch durch die Zu- bzw. Abwande- rung von Personen. Bei Wanderungen handelt es sich um Bewegungen von Menschen im engeren oder weiteren geografisch benachbarten Raum.18 Diese umfassen Zu- und Fortzüge, die über die Grenzen einer kommunalen Gebietskörperschaft bzw. einer räumlichen Einheit (z.B. Quartiere, So- zialräume) hinweg erfolgen, sowie den rechnerischen Saldo der beiden Wanderungsarten. Man spricht von einem positiven Wanderungssaldo, wenn die Anzahl der Zuzüge die Anzahl der Wegzü- ge übersteigt und von einem negativen Wanderungssaldo, wenn die Anzahl der Wegzüge größer als die der Zuzüge ist. Es existiert in diesem Zusammenhang ein Quellort (Ausgangsort) und ein Zielort der Wanderungsbewegung, wobei unterschiedliche räumliche Bezugsgrößen möglich sind. Wenn von Wanderungen innerhalb von Lebensräumen, Quartieren oder Gemeindeteilen gesprochen wird, ist von Umzügen die Rede. Bei Wanderungen über Gemeindegrenzen, Landkreise, Regierungsbe- zirke oder Bundesländer spricht man von Binnenwanderungen und bei Wanderungsbewegungen über nationalstaatliche Grenzen hinweg von Außenwanderungen. Es erfahren lediglich solche Wan- derungsbewegungen eine Betrachtung, die eine dauerhafte Wohnsitzverlagerung nach sich ziehen. Pendlerbewegungen bleiben davon unberücksichtigt. Wanderungsbewegungen können auf der Ebene des Individuums sowie im Verbund mehrerer Individuen untersucht werden.19 Gegenstand dieser Analyse sind lediglich die Wanderungsbewegungen von Individuen. Von großem Interesse sind die Wanderungsbewegungen der Altersgruppe der 18- bis 25-jährigen, in ihrem Fall kann von verstärkter Ausbildungswanderung ausgegangen werden. Beispielsweise kann ein geringes Angebot an Ausbildungsplätzen zu einem erhöhten Fortzug junger Menschen in andere Regionen führen. Anhand der Bildungswanderung von Auszubildenden und Studierenden kann die Attraktivität einer Region gemessen werden. Der Zuzug junger Familien spielt eine wichtige Rolle für Planungsentscheidungen, aber auch grund- sätzlich für die Attraktivität der Kommune für Familien. Grundlage der Auswertungen sind des Weiteren auch die Zahlen zum Migrationshintergrund, die im vorherigen Kapitel vorgestellt wurden. 18 Wanderungsbewegungen (räumliche Mobilität) finden nicht nur im geografischen, sondern auch im sozialen Raum statt. Man spricht bei einem Wechsel unterschiedlicher Gesellschaftsschichten auch von sozialer Mobilität. Räumliche und soziale Mobilität (z.B. gesellschaftlicher Auf- bzw. Abstieg) bedingen sich gegenseitig. 19 Dazu gehören beispielsweise dann Familienverbünde, deren Wanderungen einen prägenden Einfluss auf die Zusam- mensetzung einer Bevölkerung vor Ort ausüben und beispielsweise einen Beitrag zum sozialen Wandel innerhalb einer Kommune leisten können.