37 1. Stadtteilgrenzen (Gemarkungsgrenzen und historische Grenzen) Sowohl die Stadtteilgrenzen als auch die Grundschulsprengel sind statistische Administrationsräu- me und geben damit als Rahmengrenzen die weitere Einteilung vor. Damit ermöglicht das Zusam- menfassen der einzelnen Lebensräume auch die nähere Untersuchung der einzelnen Stadtteile oder Grundschulsprengel. Die fünf Stadtteile sind Kaufbeuren, Neugablonz, Hirschzell, Oberbeuren und Kemnat. Neugablonz hat dabei noch eine relativ neue Entstehungsgeschichte und kann auch als eigenstän- dige Raumeinheit mit deutlich erkennbarem Stadtteilkern beschrieben werden.11 Es liegt im Nordos- ten der Stadt, ca. vier Kilometer vom Zentrum entfernt. Alle übrigen Gebiete der Stadt haben einen deutlich älteren Kern. Oberbeuren, Hirschzell und Kem- nat beruhen in ihren Gebietsgrenzen auf ehemals umliegenden, dann 1972 im Zuge einer Ge- bietsreform eingemeindeten Dörfern und haben teilweise noch ihre ursprüngliche dörfliche Struktur, was sich sowohl in Bebauung, Bewegungskreisen sowie der Lage innerhalb von Kaufbeuren zeigt. Diese Stadtteile liegen am Rand von Kaufbeuren und besitzen noch so etwas wie ihren Dorfkern. Sowohl Kemnat als auch Oberbeuren sind räumlich vom Stadtgebiet abgegrenzt und haben freie Wiesen zwischen sich und dem Stadtgebiet. 11 Neugablonz wurde 1946 von vertriebenen Sudetendeutschen aus dem Kreis Gablonz, Nordböhmen gegründet. Im Kreis Gablonz war die weltweit bekannte Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie beheimatet, die ihren Ursprung bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen kann. 1945 hatte der Kreis Gablonz ca. 100.000 deutsche Einwohner, 18.000 von ihnen sie- delten sich im Raum Kaufbeuren an. Neugablonz entstand auf dem Ruinenfeld eines Munitionsgeländes des Zweiten Welt- krieges. Neugablonz ist die einzige Siedlung dieser Größenordnung, die von einer geschlossenen Bevölkerungsgruppe aus den Vertreibungsgebieten gegründet worden ist. Sie ist die einzige, die den Namen einer ehemals deutschen Stadt trägt.