66 Dabei zeigt sich, dass rein anzahlmäßig die meisten Bewohner mit Migrationshintergrund in Neugab- lonz West wohnen, nämlich 1.618 Einwohner, da dieser Lebensraum mit 4.436 Einwohnern nach Einwohnerzahl der mit Abstand größte Raum ist. Zentrale Ergebnisse ● Personen mit den Herkunftsländern Kasachstan und Russischen Föderation sind in Kaufbeuren die beiden größten Gruppen und werden als große russischsprachige Grup- pe wahrgenommen ● Die Altersstruktur ist bei Einwohnern mit Migrationshintergrund insgesamt deutlich jünger ● Besonders hoch ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund unter Kindern und Jugendlichen im Vergleich zur gesamten gleichaltrigen Gruppe ● Die Verteilung im Stadtgebiet ist teilweise sehr uneinheitlich, es gibt in der Stadt Kauf- beuren Lebensräume mit besonders hohem und solche mit eher niedrigem Anteil an Bevölkerung mit ausländischen Wurzeln ● Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist in Räumen mit günstigem Wohn- raum besonders hoch Die Integration der Menschen mit Migrationshintergrund ist mit Blick auf klassische Bildungsaufga- ben relevant, wenn man bedenkt, dass gerade in den „jüngeren“ Altersgruppen die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund gleich hoch ist wie die Zahl der Kinder ohne Migrationshintergrund. Bedenkt man, dass bereits jetzt bei Menschen mit Migrationshintergrund der Anteil von Menschen im Fortpflanzungsalter zwischen 18 und 40 im Verhältnis zur gesamten Bevölkerung mit Migrati- onshintergrund deutlich über dem vergleichbaren Anteil in der restlichen Bevölkerung liegt, so wird deutlich, dass diese Werte auch noch deutlich ansteigen werden. In den kommenden Jahren wird die Zahl der Geburten von Personen mit Migrationshintergrund je Angehöriger dieser Bevölkerungs- gruppe deutlich höher liegen als bei der deutschen Bevölkerung insgesamt. Der steigende Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund in den jüngsten Altersgruppen wird es umso wichtiger machen, die Ressourcen dieser Bevölkerung besser zu nutzen. Die verjüngte Altersstruktur eröffnet unserer Gesellschaft auch innerhalb der Stadt Kaufbeuren enorme Chancen, stellt sie aber auch vor große Herausforderungen. Weitere Anstrengungen im Integrationsbereich sind daher von entscheidender Bedeutung. Grundsätzlich kann man sagen, dass Migrationserfahrungen „normaler“ werden, da der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund wächst. Dies gilt insbesondere bei Kindern. Dies bestätigen die Zahlen in Kaufbeuren auch deutlich. Somit zwingt allein die demografische Entwicklung, grund- sätzlich reflektierter und grundlegender mit dem Thema interkultureller Öffnung von Einrichtungen, Angeboten und Leistungen umzugehen. Dabei gilt es, die spezifischen Ressourcen von Menschen mit Migrationserfahrungen bzw. familiärem Migrationshintergrund mehr in den Blick zu nehmen, aber auch den besonderen Förderbedarfen junger Menschen mit Migrationshintergrund mehr ge- recht zu werden. Migrationshintergrund ist in Deutschland häufig ein Merkmal, hinter dem materiell benachteiligte Lebensverhältnisse und – auch dadurch noch verstärkt – Beeinträchtigungen von Bildungschancen stehen.