Kaufbeurer Jugendliche auf Bildungsreise in Israel

Im Rahmen ihres VIELFALT TUT GUT Projektes reisten die Salzstreuer, Jugendliche aus Kaufbeuren, die sich dem Studium des Holocaust und der Zuwanderung verschrieben haben, sowie eine Gruppe russlanddeutscher Jugendlicher vor kurzem mit ihren Betreuern Beatrice Altman-Schevitz und Diakon Wolfgang Stock  nach Israel. In Haifa, Jerusalem und Tel Aviv kamen sie zum gegenseitigen Austausch mit jugendlichen Israelis zusammen. Für eine Woche lebten sie in Familien, die erst vor einigen Jahren von Russland nach Israel übersiedelten. Die Jugendlichen wollten sich dabei auch mit dem Thema Zuwanderung auseinandersetzen, wollten die Zuwanderung Russlanddeutscher nach Deutschland mit der russischstämmiger Juden nach Israel vergleichen. Besonders beeindruckt waren die Jugendlichen von der Gastfreundschaft die ihnen entgegengebracht wurde und davon, dass ihnen die Israelis, mit denen sie zusammentrafen, völlig vorurteilsfrei begegneten.

„Das Bild von Israel, das in den Medien gezeichnet wird, ist einfach nicht differenziert genug“, fand Martin (18), einer der Reiseteilnehmer. Er war nicht der einzige Jugendliche, der auch deshalb nach Israel reisen wollte, Vor dem Ironi Alef College damit er sich ein eigenes Bild von diesem Land machen konnte. „Ich wollte sehen, wie es in Israel ist und ob das, was im Fernsehen gezeigt wird, der Wahrheit entspricht. Eigentlich ist das Leben dort von unserem gar nicht so verschieden, wie ich es mir zuerst vorgestellt habe“, so Veronika (16). Die Jugendlichen hätten dieselben Interessen wie deutsche Jugendliche, gingen zur Schule, gerne Einkaufen und auf Partys. Anders sei allerdings die ständige, reale Bedrohung, mit der die Jugendlichen in Israel leben müssten, befanden alle Jugendlichen. Die Luftschutzräume in den Wohnungen, die allgegenwärtigen Militärposten, die Sicherheitskontrollen an Supermärkten, sei sehr irritierend gewesen. Besonders berührte sie die Fotowand in Klassenzimmer ihrer Gastschüler, an der Bilder von Klassenkameraden hängen, die bei Attentaten oder im Krieg ums Leben gekommen seien.

Jugendliche am MeerDie Jugendlichen verbrachten sechs Tage in Haifa, diskutierten mit ihren Gastgebern in Workshops so unterschiedliche Themen wie Religion, Integration, Heimat und besuchten Gedenkstätten wie „The Ghettofighters Museum“. Die folgenden Tage im Beduinendorf Bir al Maksur führte sie im Hinterland von Galiläa mit jugendlichen Arabern zusammen, die ihnen wieder eine andere Seite von Israel zeigten. „Beeindruckt hat mich auf der ganzen Reise die Gastfreundschaft in diesem Land. Ich hab mich in meiner Gastfamilie gleich zu Hause gefühlt und freue mich sehr auf den Gegenbesuch, um diese Gastfreundschaft zurückgeben zu können“, so Veronika.

Dass viele der Erwachsenen in Israel den Jugendlichen gegenüber keinerlei Vorurteile hatten, selbst wenn ihre Familien im 2. Weltkrieg unter den Nazis zu leiden hatten und zudem den Holocaust gar nicht als rein deutsches, sondern mehr als europäisches Phänomen sehen, das seine Wurzeln in Deutschland hatte, beeindruckte alle Mitreisenden. „Unser Interesse an diesem Thema, dass wir uns noch immer damit  auseinandersetzen und uns die Frage nach Schuld und Verantwortung stellen, hat unsere Gastfamilien eher irritiert“, so Stefan (17). Viele der israelischen Jugendlichen hätten generell nur ein eher oberflächliches Wissen von den geschichtlichen Ereignissen des 2. Weltkriegs. Geblieben sei den Israelis aus diesen Jahren jedoch die Erkenntnis, dass das israelische Volk nie wieder wehrlos sein sollte. Deshalb sei es bei den israelischen Jugendlichen auch völlig akzeptiert, dass jeder, Jungen ebenso wie Mädchen, zum dreijährigen Militärdienst gehe. „Ich möchte die Erfahrungen dieser Reise nicht missen. Schon deshalb weil Israel uns als neues Deutschland wahrnimmt und das Verhältnis zwischen unseren Ländern kein belastetes mehr ist“, so Phillip (17).

„Unsere Jugendlichen haben bei ihrer Reise in das Krisengebiet viele wertvolle und aufschlussreiche politische und kulturelle Eindrücke gewonnen“, so Beatrice Altman-Schevitz. Sie freuten sich auf den Gegenbesuch der Israelischen Jugendlichen, der für Februar 2011 geplant sei. Weitere Informationen über das Projekt und über das Programm VIELFALT TUT GUT sind im Internet unter www.kaufbeuren-aktiv.de/projekte zu erhalten.