TOLERANZ FÖRDERN - Die Gegenwart durch Vergangenes verstehen
Dass Geschichte viel mehr ist als nur Zahlen und Fakten, zeigen die Beteiligten der Deutsch-Tschechischen Geschichtswerkstatt des Jakob-Brucker-Gymnasiums unter dem Dach des Bundesprogramms TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN.
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Deutsch-tschechische Geschichtswerkstatt stellt Sammelwerk vor
Im Juni 2010 organisierte der Verein zur Pflege von Wissenschaft und Kultur am Jakob-Brucker-Gymnasium zusammen mit dem Stadtarchiv Kaufbeuren ein zweitägiges Symposium, zu dem Referenten aus Liberec, Jablonec und Kaufbeuren geladen waren.
Gegenstand der Betrachtung war die Entwicklung der deutsch- tschechischen Beziehungen im Lauf der Jahrhunderte, darunter auch die Beziehung zu Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße). Jetzt, ein Jahr nach dem Symposium, trafen sich einige der beteiligten Schülerinnen und Schüler mit ihren Unterstützern und tschechischen Gästen erneut, um ein Sammelwerk mit Beiträgen der damaligen Veranstaltung zu präsentieren („Deutsch-Tschechische Begegnungen“, erschienen im Bauer-Verlag).
Eine gute Gelegenheit für die Jugendlichen und Werner Pohl sowie Schulleiter Werner Altmann, Bilanz zu ziehen und einen Ausblick auf die zukünftige Arbeit der Geschichtswerkstatt zu geben. „Bislang haben wir mit der Geschichtswerkstatt das Symposium sowie Archivarbeit mit den Schülern verwirklicht, darin enthalten war auch eine Fahrt nach Tschechien für fünf Schüler, um vor Ort Quellenmaterial untersuchen zu können“, erzählt Werner Pohl.
Vorurteilsfrei und unabhängig
„Da wir die Thematik möglichst vorurteilsfrei und unabhängig von bestehenden Klischees bearbeiten wollen, erwiesen sich Biografien als besonders geeignet; aus den Einzelschicksalen soll sich dann ein differenziertes Bild der geschichtlichen Vorgänge ergeben.
“Als bewegend empfanden die beteiligten Schülerinnen und Schüler Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen. Francesca Ramanzini (9. Klasse) berichtet: „Es war sehr beeindruckend, wie offen die Menschen über das Erlebte gesprochen haben und wie gut sie sich an alles erinnern konnten.
“Und Mitschüler Julian Sagner fügt hinzu: „Wir müssen die Chance nutzen, solange es noch Menschen gibt, die das Alles hautnah miterlebt haben!“ Behilflich bei der Recherche in Tschechien war unter anderem Jan Kaspar vom Bezirksarchiv in Jablonec, hier in Kaufbeuren wurden die Schüler von Dr. Stefan Fischer vom örtlichen Stadtarchiv betreut.
Gemeinsames Interesse an der Geschichte
Oberbürgermeister Stefan Bosse sprach in seiner Rede anlässlich der Buchpräsentation von der „Bereitschaft der beiden schicksalhaft miteinander verwobenen Völker, sich auszusöhnen“ und einem „gemeinsamen Interesse an der Geschichte“. Er wünsche dem Sammelwerk viele Leser.
Jan Heinzl von der Ackermann-Gemeinde in Prag, der neben Borek Tichy vom Kultur- und Informationszentrum Jablonec nad Nisou und Libor Behúl vom dortigen Gymnasium eigens zu der Veranstaltung aus Tschechien angereist war, stimmte dem zu: „Für die Zukunft sollten weniger die Emotionen als vielmehr die kritische Betrachtung bei der Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte im Vordergrund stehen.“
Für die Geschichtswerkstatt steht laut Werner Pohl nun der „zweite Teil“ der Arbeit an: die Erkenntnisse aus den Gesprächen mit Zeitzeugen auszuwerten und mit den Erfahrungen der hier lebenden damaligen Vertriebenen zu vergleichen. „Da gibt es noch viele interessante Dinge aufzuspüren!“ so der Projektleiter. Das Buch „Deutsch-Tschechische Begegnungen“ ist für einen Beitrag von 5 Euro im Sekretariat des Jakob-Brucker-Gymnasium erhältlich.
Gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN - KOMPETENZ STÄRKEN“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.